Gedichtvertonungen von Rudolf Hinterdorfer
Dieter Kaufmann Wolfgang Liebhart Günter Mattitsch Michael Nowak Dietmar Pickl Burkhard Stangl
Hortus Musicus:
Christa Mäurer (Sopran)
Waltraud Russegger (Mezzosopran)
Michael Nowak (Tenor)
Günter Mattitsch (Bariton)
Dietmar Pickl (Bass)
Programm
Dieter Kaufmann
(*1941)
Burkhard Stangl
(*1960)
Dietmar Pickl
(*1941)
Wolfgang Liebhart
(*1958)
Günther Mattitsch
(*1947)
Burkhard Stangl
Rudolf Hinterdorfer
(*1947)
Michael Nowak
(*1967)
6 Gedichte nach Gert Jonke
O amato mio
(Text. altägyptisch)
Eros/thanatos
(Das Hohelied Salomons)
Crabbed Age and Youth
(Text: William Shakespeare)
Gestern bekam ich [...]
(Text: Peter Turrini)
...und haben nicht einmal das Leben verdient
(Text: Aziz Nesin)
La mort des amants
(Text: Charles Baudelaire)
Nach der Sintflut
(Text: Ingeborg Bachmann)
Abend
(Text: Alois Hergouth)
Kärntner Berggesang
Zum heutigen Konzert
Dieter Kaufmann sagt zu seinem Werk: „Die „Sechs Gedichte von Gert Jonke“, mein Opus 220, ist ein Auftrag der Gert-Jonke-Gesellschaft. Es ist ein weiterer Versuch, der Sprache Gert Jonkes musikalisch gerecht zu werden, wobei immer wieder Verbindungen 12-töniger Modelle mit der Tradition von Dreiklängen hergestellt wird.
Das Begehren der Liebe und die Verzweiflung durch sie zieht sich durch das Madrigalschaffen von Carlo Gesualdo, Principe da Venosa, dessen harmonikaler Aura sich Stangl in O amato mio, einem altägyptischen Text, annimmt. B.S. dekonstruiert die Akkordik Gesualdos und setzt deren Elemente neu zusammen. So vertraut kann Verfremdung klingen.
Das Hohelied lautet hebräisch שִׁיר הַשִּׁירִים Schir ha-Schirim und bedeutet wörtlich „Das Lied der Lieder“. Dem entspricht auch weitgehend das griechische Ἄσμα Ἀσμάτων der Septuaginta und in der lateinischen Vulgata das Canticum Canticorum.
Das Hohelied ist der großartige erotische Gesang zwischen Mann und Frau. Deren Sehnen, Begehren, Trennen, Suchen, Finden und Erfüllung. Unzählige Komponisten haben es als Basis für großartige Werke gewählt (Josquin des Prez, Giovanni Pierluigi da Palestrina, Orlando di Lasso, um nur einige zu nennen), sowie auch viele zeitgenössische Komponisten.
In der Antike und im Mittelalter wurde das Canticum Canticorum als Allegorie gedeutet: im Judentum als die Liebe Gottes zu dem auserwählten Volk, in der katholischen Kirche als Verhältnis von Christus zu seiner Kirche.
Dietmar Pickl hat in seiner musikalischen Gestaltung die erotische Saite weiter gespannt - was in den Bicinien der Frauen- und auch der Männerstimmen deutlich wird - als erotische Spannung Liebender, unabhängig von ihrem Geschlecht.
Wolfgang Liebhart hat zwei ganz unterschiedliche Textvorlagen zum Thema „Altern“ gewählt. Im Text von William Shakespeare Crabbed Age and Youth werden Vorzüge und Nachteile von Jugend und Alter verhandelt. Es ist keine Frage, wem der Vorzug gebührt.
Peter Turrini, der sich nie ein Blatt vor den Mund nimmt, sondern seine Gedanken gleich auf das Blatt formuliert, hat in seinem Gedicht Gestern bekam ich […] die ewige Sorge und Angst von Männern thematisiert, schamlos und direkt, versieht diese trostlose Angst aber schlussendlich mit einer tröstenden Geste.
Günter Mattitsch hat einen Text von Aziz Nesin (1915-1995), einem sehr populären türkischen Schriftsteller vertont. Er schrieb über 100 Bücher, von denen einige in 40 Sprachen übersetzt wurden. Seine Kritik an den politischen Verhältnissen hatten häufig die Zensur seiner Bücher zur Folge. Er saß insgesamt über fünf Jahre in Untersuchungshaft, wurde aber immer wieder freigesprochen.1972 gründete er bei Çatalca in der Nähe von Istanbul die Nesin-Stiftung für Kinder, deren Familien ihnen den Zugang zur Bildung nicht finanzieren können. Bei einem alevitischen Kulturfestival im Sommer 1993 in Sivas erklärte Aziz Nesin öffentlich, er halte einen Teil der türkischen Bevölkerung für „feige und dumm“, da sie nicht den Mut hätten, für die Demokratie einzutreten. Als er die türkische Übersetzung von Auszügen aus Salman Rushdies „Satanische Verse“ herausgab, wurde er zum Hassobjekt islamischer Fundamentalisten. Am 2. Juli 1993 versammelten sich islamische Fundamentalist en nach dem Freitagsgebet vor dem Tagungshotel, das schließlich angezündet wurde. Nesin überlebte leicht verletzt, aber 37 Menschen wurden getötet.
Auch in der Vertonung von Charles Baudelaires La mort des amants zeigt Burkhard Stangl die Möglichkeit, sich mit musikalischer Tradition zu beschäftigen, indem deren Bausteine herausgeschlagen werden und mit ihnen ein neues Gebäude errichtet wird.
Rudolf Hinterdorfer nimmt das Gedicht von Ingeborg Bachmann Nach dieser Sintflut als Textvorlage, dieser leidenschaftliche Appell an die Rettung der Welt. Abend ist ein Gedicht aus dem Gedichtband Sladka Gora von Alois Hergout (1925-2002). Der Grazer Schriftsteller hat seit 1959 im slowenischen Ort Sladka Gora (Süßer Berg) inmitten von Weinbergen in einer Lehmhütte zeitweise eine zweite Heimat gefunden. An zwei Stellen zitiert Hinterdorfer Monteverdi: es sind die Schlusstakte in dessen Sestina, dem großen Klagegesang des Liebenden am Grab der Geliebten.
Michael Nowak hat für seine Komposition Berggesang eine Reihe volkstümlicher und komponierter Kärntnerlieder verwendet, die er als Zitat, manchmal auch in ironischer Verquickung zueinander in Verbindung setzt. Dadurch entsteht eine wohltuende Distanz zu larmoryanterTradition.
Texte
Sechs Gedichte (Dieter Kaufmann/Gert Jonke)
Lendkanal
Der Kanal
die Böschung
und das Gras auf der Böschung
Die Spiegelung der Böschung im Kanal und
die Spiegelung des Grases
auf der Böschung im Kanal
Die dreifache Bewegung des Grases:
erstens die Bewegung des Grases im Wind
zweitens die Spiegelung dieser Bewegung des Grases im Wasser
und
drittens die Bewegung der Spiegelung dieser Bewegung des Grases
auf den Wellen hinterm vorübergleitenden Motorboot
Der Mann hinterm Lenkrad schaut aus
wie ein berühmter Kapitän
Er nimmt sich den Mützenteller vom Kopf
und winkt zurück.
In diesem Sommer
als Du fortgingst
war es so kalt
dass sich der Garten verkühlte
Die Tulpen husteten mich an
die Bäume und Sträucher niesten ständig
und die Wiese
bekam einen Heuschnupfen
Gottesanbeterin -
Ein Unfreundlichkeitsgeheuer
„Leider muss ich Ihnen jetzt Ihren Kopf abbeißen“,
sagte das plötzlich neben mir aufgetauchte Freundlich-
keitsungeheuer, „aber keine Angst, es wir Ihnen gar
nicht weh tun, halten Sie einfach ganz still!“ Es hatte
recht, denn tatsächlich bemerke ich, dass mir soeben
der Kopf abgebissen wurde – und es war abenteuerlich
und wunderschön und wird auch wohl für alles weitere
weiterhin das Wunderschönste gewesen sein, das ich
immer noch erlebe.
Ein vielseitiges Instrument
ein vielsaitiges Instrument ist unser Planet
handlich und leicht erlernbar
mit der Geduld seiner uneinholbaren Landschaft
die über den Boden der Atmosphäre wandert
samt ihren Karbidlampen
am Bug der Fischdampfer
die den weit über uns gebogenen Stadtplan kreuzen
mit ihren Hagelnetzen
die Zugvögelschwärme ans Ufer ziehn
die letzten Erkenntnisse ahnte man bald aber
ohne je Not an Rat sind wir unsagbar fraglos
Der verirrte Kompass die enttäuschten Messgeräte
die Fadenkreuze spielend von Regenbogen bewegt
die Nebelschiffkathedralen denen
das zerbrechende Sommerluftgerüst die Segel drehte
altsilbernadelstreifgemustert hingelegt
quer an den Tageslichtstrand
Schwalbenkreise mit dem Radius der Telegraphendrähte
im langsamen Horizont verspannt
tastete ich zwischen dürrem Gras
und kleinen sumpfigen Seen
nach Türen durch die
unbeendbare glimmerschiefergezeichnete Sturmwand
Ist es dein Gesicht auch dort im Schattenwetter
das morgens in alle Fenster dringt
durch alle Zimmer springt
deine Stimme sogar im Suppentellerschellen
das aus dem Mittagsschlaf der Schausteller klingt
das Echo deines Rufens nach mir in den Karussellen
der schaukelnden Ruderboote die am gesunkenen Himmel
verschnürt im niederbrennenden Abend an die Taue schlagen
sind es deine Atemzüge die das Licht nach Westen tragen
oder wär’s dir lieber das endlose Gleiten
einer seliggesprochenen Wetterballonin darzustellen
die ich immer mit einem Ufo verwechsle
Bald aber ist es sicher ganz anders hier
die Vorstädte nachzuprüfen das hilflose Lachen
unserer gesammelten Schrebergärten einzustufen
die am Fluss hinab durch die verstellten Mienen
dieser Gegend ins geschlossene Meer versinken und
weil es die unerreichbaren Ziele sind die schon ganz
entgegengekommen aus dem Hinterhalt das Kartoffelfeuer eröffnen
das uns samt den endgültig gelösten Rätseln auch nur
durch blinde Fenster schauen treffen und verfehlen lässt da
könnten wir doch versuchen daraus endlich auf unserer
fremden Reise wieder durch jene verlorene Tiefe zum Boden
dieser uns gemeinsam geöffnet verschleierten Landkarte
zu gelangen die dann viel besser als jetzt samt ihren Nebelhörnern
und Schiffslaternen dort ober den Dächern weit gebogen über
alle in den Schloten steckenden steckengeblieben sich
versteckenden Schornsteinfeger hinweg diese ebenen Tage überquerte
für Ingrid
Auf den Telegraphendrähten
sitzen diese Vögel
und zeigen dem
heutigen Abendwind
den Fortgang
seiner Melodie
(I)
Herbst
es wird Herbst,
man fürchtet sich vor Kastanien
und anderen Früchten,
die aus den Bäumen fallen
dagegen hält man die Hand über den Kopf
oder trägt einen breitkrempigen Hut
Baum- und Heckenschützen haben es schwerer:
sie werden leichter entdeckt.
(II)
Der ungleichmäßige Herbst -
er wirft uns freundliche Steine
durchs geschlossene Fenster
und alle am Boden zersplitterten Glasscherben
verdunsten augenblicklich
zu diesen in aller Buntheit strahlend lustigen
flimmernden Zimmerregenbögen,
die den Putz aller Wände und auch den
von schwarzen Gewitterwolken verkohlten
Plafondhimmel meiner Kammer
mit ihren durch die Luft grinsenden Lichtwitzen,
vor Lacht zitternd die Mauerschläuche haltend
und mir mitten auf den Kopf mörtelzerstäubend
herniederbröckeln zu veranlassen,
sich nicht mehr zu verhindern in der Lage erweisen!
O amato mio (Burkhard Stangl/altägyptisch)
O amato mio
Quant’è dolce recarsi al(lo) stagno
E immergersi nei flutti davant’ai tuoi occhi
Mostrandoti come la mia veste di lino bagnata si sposa.
Bellezza del mio corpo
Dolcissima mia vita
Vieni, vieni, vieni,
Guardami, guardami!
O mein Geliebter
O mein Geliebter!
Wie süß ist es, sich zum Teich zu begeben
und vor Deinen Augen in die Wellen einzutauchen
und Dir zu zeigen, wie mein durch und durch nasses Leinenkleid sich anschmiegt.
Schönheit meines Körpers,
Süßestes Leben mein,
Komm, komm, komm,
Sieh mich an, sieh mich an!
Eros/Thanatos (Hohelied/Dietmar Pickl)
Du hast mir das Herz genommen,
meine Schwester, liebe Braut,
du hast mir das Herz genommen.
Wie schön ist deine Liebe,
meine Schwester, liebe Braut!
Deine Liebe ist lieblicher als Wein.
Deine Liebe ist ein verschlossene Quelle,
ein versiegelter Born.
Du bist gewachsen wie ein Lustgarten
Von Granatäpfeln mit edlen Früchten,
Zyperblumen mit Narden, Kalmus und Zimt.
Von deinen Lippen träufelt Honigseim.
Honig und Milch sind unter deiner Zunge,
und der Duft deiner Kleider
ist wie der Duft des Libanon.
Wie schön ist dein Liebe,
meine Schwester, liebe Braut.
Mein Freund ist weiß und rot,
auserkoren unter Tausenden.
Sein Haupt ist das feinste Gold.
Sein Leib ist wie reines Elfenbein,
mit Saphiren geschmückt.
Seine Locken sind kraus,
schwarz wie ein Rabe.
Seine Beine sind wie Marmorsäulen,
Gegründet auf goldenen Füßen.
Seine Gestalt ist wie der Libanon.
So ist mein Freund:
ja mein Freund ist so.
Siehe, meine Freundin, du bist schön!
Schön bist du!
Deine Augen sind wie Taubenaugen hinter deinem Schleier.
Deine Lippen sind wie eine scharlachrote Schnur,
und dein Mund ist lieblich.
Dein Hals ist wie der Turm Davids.
Deine beiden Brüste sind wie junge Zwillinge von Gazellen,
die unter den Lilien weiden.
Mein Freund ist mein und ich bin sein.
Wie ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen,
so ist mein Freund unter den Jünglingen.
Er führt mich in den Weinkeller,
und die Liebe ist sein Zeichen über mir.
Er erquickt mich mit Traubenkuchen
Und labt mich mit Äpfeln;
Denn ich bin krank vor Liebe.
Lasst uns aufs Feld hinausgehen
und unter Zypernblumen die Nacht verbringen,
dass wir früh aufbrechen zu den Weinbergen
und sehen ob der Weinstock sprosst
und seine Blüten aufgehen, ob die Granatbäume blühen.
Da will ich Dir meine Liebe schenken.
Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems,.
Dass ihr die Liebe nicht aufweckt und nicht stört,
bis es ihr selbst gefällt.
Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz,
wie ein Siegel auf deinen Arm.
Denn Liebe ist stark wie der Tod
Und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.
Crabbed Age and Youth (Wolfgang Liebhart/William Shakespeare)
Crabbed Age and Youth
Cannot live together:
Youth is full of pleasance,
Age is full of care;
Youth like summer morn,
Age like winter weather;
Youth like summer brave,
Age like winter bare:
Youth is full of sports,
Age's breath is short,
Youth is nimble, Age is lame:
Youth is hot and bold,
Age is weak and cold,
Youth is wild, and Age is tame:
Age, I do abhor thee;
Youth, I do adore thee;
O! my Love, my Love is young!
Age, I do defy thee -
O sweet shepherd, hie thee,
For methinks thou stay'st too long.
Das verdross’ne Alter und die Jugend
Zusammen können sie nicht leben:
Voll Vergnügen ist die Jugend,
Von Kummer voll das Alter;
Die Jugend ist ein Sommermorgen,
Wie Winterwetter indes das Alter;
Des Sommers Pracht ist die Jugend,
Ein kalter Winter ist das Alter:
Voll Sommerspiele ist die Jugend,
Kurzatmig aber ist das Alter,
Flink ist die Jugend, lahm das Alter:
Die Jugend ist heiß und verwegen,
Schwach und kalt das Alter,
Wild ist die Jugend, zahm das Alter:-
Alter, ich verabscheue dich;
Jugend, dich verehre ich;
O! Meine Liebe, mein Liebster ist jung!
Alter, dir widersetz’ ich mich -
O süßer Hirte, beeile dich,
Mich dünkt, zu lange wartest du. (Übersetzung: Dietmar Pickl)
Gestern bekam ich […] (Wolfgang Liebhart/Peter Turrini)
Gestern bekam ich
keinen Steifen.
Vorgestern
auch nicht.
Und vorvorgestern
war er höchstens
halb steif.
Die Liebe ist eben
etwas Weiches
Zartes.
... und haben nicht einmal das Leben verdient (Günter Mattitsch/Aziz Nesin)
Und es ist der Gedanke an den Tod
der mich dazu antreibt weiter zu arbeiten
um eine bessere Welt zu schaffen
das Wichtigste ist nämlich zu sterben
nachdem man alles gegeben hat
was man geben kann
diejenigen die sterben
ohne ihr Möglichstes getan zu haben
haben nicht einmal das Leben verdient.
La mort des amants (Burkhard Stangl/Charles Baudelaire)
Nous aurons des lits pleins d'odeurs légères,
Des divans profonds comme des tombeaux,
Et d'étranges fleurs sur des étagères,
Ecloses pour nous sous des cieux plus beaux.
Usant à l'envi leurs chaleurs dernières,
Nos deux coeurs seront deux vastes flambeaux,
Qui réfléchiront leurs doubles lumières
Dans nos deux esprits, ces miroirs jumeaux.
Un soir fait de rose et de bleu mystique,
Nous échangerons un éclair unique,
Comme un long sanglot, tout chargé d'adieux;
Et plus tard un Ange, entr'ouvrant les portes,
Viendra ranimer, fidèle et joyeux,
Les miroirs ternis et les flammes mortes. (Charles Baudelaire)
Der Tod der Liebenden
Wir haben Betten wie duftige Wellen,
und Lager wie Gräber weit und groß,
fremdartige Blumen stehn auf den Gestellen,
ersprossen aus herrlichster Himmel Schoß.
Wetteifernd, die letzten Gluten zu geben,
werden zwei Fackeln der Seele sein,
der doppelten Lichter spiegelndes Leben,
in unsren Gesichtern ein Zwillingsschein.
Eines Abends, blau-rosa, bei mystischer Hitze
verschmelzen wir in einem einzigen Blitze,
ein langer Schluchzer, von Abschied scheu;
Ein Engel kommt später, uns beiden zusammen
die Türen öffnend, belebt er auf's Neu
die getrübten Spiegel und toten Flammen. (Übersetzung: Manfred Thiel)
Nach dieser Sintflut (Rudolf Hinterdorfer/Ingeborg Bachmann)
Nach dieser Sintflut
möchte ich die Taube,
und nichts als die Taube,
noch einmal gerettet sehn.
Ich ginge ja unter in diesem Meer!
flög’ sie nicht aus,
brächte sie nicht
in letzter Stunde das Blatt.
Abend (Rudolf Hinterdorfer/Alois Hergouth)
Abend, das Wort aus dem Wasser,
dunkelt herauf,
steigt durch den Spiegel,
durch Gräser und treibendes Laub;
verfängt sich,
verwebt.
Ein Bärtiges,
Flechten und Moos aus dem Grunde.-
Steigt durch den Spiegel
das altalte Mondwort,
das zweimal gebrochene Licht
in den äußersten Fluten des Schlafes.
Kärntner Berggesang (Michael Nowak)
Text und Tonmaterial aus:
In die Berg bin i gern (Volksweise)
Griaß Gott mei liaba Ulrichsberg (Glawischnig/Mulle)
In die Alm wann i geh (Bünker/Fleiß)
Steig i auf aufs Bergle (Volksweise)