Lyrik: Ingeborg Bachmann, Katharina Kaufmann, Christine Lavant, Linda Pastan
Musik: Rudolf Hinterdorfer, Dieter Kaufmann, Günter Mattitsch, Michael Nowak, Dietmar Pickl, Burkhard Stangl, Hannes Raffaseder
Mitwirkende
Christa Mäurer Sopran
Waltraud Russegger Mezzosopran
Michael Nowak Tenor
Günter Mattitsch Bariton
Dietmar Pickl Bass
Programm
Rudolf Hinterdorfer
(*1947)
Hannes Raffaseder
(*1970)
Burkhard Stangl
(*1960)
Dietmar Pickl
(*1941)
Dieter Kaufmann
(*1941)
Günter Mattitsch
(*1947)
Michael Nowak
(*1967)
Dunkles zu sagen
Fünf Madrigale
Text: Ingeborg Bachmann
Bettlerlied
Text: Christine Lavant
Der Mond nimmt zu und heilt sich aus
Text: Christine Lavant
Ich hab genug erfahren
Text: Christine Lavant
Srečno Janko
zum Tod von Janko Messner
Text: Katharina Kaufmann
Erlaube mir traurig zu sein
Text: Christine Lavant
Sestina at 3 a.m.
Text: Linda Pastan
Wort und Ton. Seit der Antike ein Gespann, aber auch ein Problem: Welcher Part ist der wichtigere? Platon hat sich für das Wort entschieden.
Und später: Prima la musica? Poi le parole? Oder doch umgekehrt? Prima le parole?
Die Frage stellt sich auch in der Gegenwart. Soll man Lyrik überhaupt vertonen? Ist Poesie nicht selbst schon Klangsprache, Musik?
Für Gert Jonke, den großen Theaterdichter, der auch Lyrik geschrieben hat, und dem Musik immer wichtig war, geht seine Sprache mit Musik eine Liaison ein: „ Ich möchte mit der Sprache nicht nur erzählen, sondern auch Musik machen.“ Oder: „Ich fühle mich eigentlich weniger als Schriftsteller, sondern mehr auch als Komponist. Mit meiner Sprache komponiere ich.“ Und an anderer Stelle: „Ich glaube, daß jede Dichtung - und das war schon in der Antike so - eine Sparte der Musik sein sollte“.
Die Komponisten im Programm des Hortus Musicus haben sich entschieden, dem Wort durch Musik einen verstärkenden, möglicherweise erweiterten Ausdruck zu geben.
By the way: Die Texte der Vertonungen sind allesamt von Frauen geschrieben. Die Vertonungen stammen von Männern. Absicht? Zufall? Wie dem auch sei, der folgende Beitrag von Barbara Höller hat dazu Bedenkens- und Bemerkenswertes zu sagen:
Dieser Tage wird Peter Handke der Nobelpreis für Literatur 2019 verliehen, für ein „einflussreiches Werk, das mit sprachlicher Genialität die Peripherie und die Spezifität der menschlichen Erfahrung erforscht", wie es in der offiziellen Begründung heißt. Handke reiht sich damit ein in die Riege von männlichen, europäischen, weißen Nobelpreisgewinnern in der Kategorie Literatur. Tatsächlich befinden sich unter den Gewinnerinnen und Gewinnern des Literaturnobelpreises seit seiner ersten Verleihung im Jahr 1901 87% Männer, und demnach nur 13% Frauen. Es stellen sich die grundlegenden Fragen, warum so wenige Autorinnen es mit ihren Werken in den literarischen Kanon geschafft haben, was eigentlich unter der so genannten „Frauenliteratur“ zu verstehen ist, und warum es keine entsprechende „Männerliteratur“ gibt. In jedem Fall steckt hinter solchen Kategorisierungen ein essentialistisches Konzept von Geschlecht(ern), das die Frau gleichsam als „das Andere“, das von der Norm Abweichende, das Männliche hingegen als das Neutrale, das Unmarkierte auffasst. Der Begriff „Frauenliteratur“ wird oft synonym mit Trivialliteratur verwendet, Definitionen reichen von für Frauen geschriebenen Werken über von Frauen geschriebene Texte bis hin zu emanzipatorisch- feministischer Belletristik und essayistische Texten. Das Fehlen großer Namen weiblicher Schriftstellerinnen ist nicht auf ein den Frauen defizitäres Talent und eine mangelnde Fähigkeit zur geistigen Leistung zurückzuführen, sondern auf die jahrhundertelange strukturelle Benachteiligung von Frauen und die rigiden Vorgaben davon, wie Frau ihr Leben zu führen hat(te). Ein selbstbestimmtes Leben als Schriftstellerin war jahrhundertelang für eine Frau nicht denkbar. Virginia Woolf (1882- 1941) war eine der ersten Frauen, die gegen patriarchale Werte rebellierte und gilt als eine der Initiatorinnen von feministischer Literaturkritik. In ihrem 1929 erschienenen, von der Frauenbewegung intensiv rezipierten Essay „A Room of One’s Own“ reflektiert sie die Rolle der schreibenden Frau, die lange Zeit quasi unsichtbar, inexistent war.