John Dowland Carlo Gesualdo Wolfgang Liebhart Claudio Monteverdi
Michael Nowak Gunter Schneider Burkhard Stangl
Hortus Musicus:
Christa Mäurer
Waltraud Russegger
Michael Nowak
Günter Mattitsch
Dietmar Pickl
Hemma Pleschberger (Hackbrett)
Programm
Carlo Gesualdo (1566-1613)
Gunter Schneider (*1954)
John Dowland (1563-1626)
Wolfgang Liebhart (*1958)
Claudio Monteverdi (1567-1643)
Michael Nowak (*1967)
Carlo Gesualdo
Burkhard Stangl (*1960)
John Dowland
Michael Nowak
John Dowland
Gunter Schneider
Moro lasso
La follia di Don Carlo
Go, crystal tears
Go, crystal tears
Sestina
Lagrime d’ amante al sepolcro dell’ amate
I. Incenerite spoglie
II. Ditelo, o fiumi
III. Dara la notte
IV. Ma te raccoglie
V. O chiome d'or
VI. Dunque, amate reliquie
Sestina at 3 a.m.
Dolcissima mia vita
O Amato Mio
Come away, come sweet love
Hier mit dir im Wald
Come, heavy sleep
Come, heavy sleep
Zum heutigen Programm
Wir haben das heutige Programm Metamorphosen genannt. Ein nicht üblicher Titel für ein Konzert.
Wir denken bei Metamorphosen möglicherweise an das Monumentalwerk von Ovid mit diesem Titel oder an die Entwicklung von Insekten vom Larvenstadium über die Verpuppung bis hin zur Imago. Von der Raupe zum Schmetterling beispielsweise.
Die Metamorphose (griech. μεταμόρφωσις) bedeutet Umformung, Umgestaltung. In Ovids Werk begegnen uns 250 Beispiele von Metamorphosen: Götter und Menschen werden in Tiere, Pflanzen, Gewässer verwandelt, umgeformt. Manche nur kurzfristig, um in der neuen Gestalt ein Ziel zu erreichen, wobei vor allem Zeus zu nennen ist, der Europa als Stier nach Kreta entführt, oder als Schwan sich Leda nähert, andere für immer, wie Arachne,
die zur Spinne wird.
Auch unser Programm verfolgt dieses Prinzip der Umformung: Komponisten wurden gebeten, sich an einem speziellen Werk der Tradition zu orientieren und mit dieser Zielvorgabe ein eigenes zeitgerechtes Opus zu schaffen. Den Komponisten (es waren nur Männer, sorry) war es freigestellt, welche Elemente sie aus der Vorgabe übernahmen (Text, Form, Tonart) und welche Elemente sie dazugaben (Besetzung, Instrumentierung etc.)
Somit treffen heute John Dowland, Carlo Gesualdo und Claudio Monteverdi auf Wolfgang Liebhart, Michael Nowak, Gunter Schneider und Burkhard Stangl.
Letztlich könnte man jede Musik als eine Art Metamorphose betrachten. Werden doch aus einem sehr großen Reservoir von Tönen - eingeschränkt durch die begrenzte menschliche Hörfähigkeit, - immer wieder neue Umwandlungen, Umformungen des Tonmaterials zu sinnvollen Kompositionen verfertigt, vergleichbar der Dichtkunst, bei der aus 26 Zeichen unendliche Literatur entsteht.
Texte
Moro lasso
Moro lasso al mio duolo
e chi mi può dar vita,
ahi, che m’ancide e non vuol darmi aita.
O dolorosa sorte,
chi dar vita mi può, ahi mi dà morte.
Ich sterbe, ach, an meiner Qual,
und wer mir Leben geben könnte,
weh, der tötet mich und will mir nicht helfen!
O schmerzliches Geschick,
wer mir Leben geben könnte, gibt mir, ach, den Tod!
Go, Crystal Tears
Go, Crystal tears, like to the morning show'rs,
And sweetly weep into thy lady's breast.
And as the dews revive the drooping flow'rs,
So let her drops of pity be address'd,
To quicken up the thoughts of my desert,
Which sleeps too sound, whilst I from her depart.
Haste, hapless sighs, and let your burning breath
Dissolve the ice of her indurate heart,
Whose frozen rigour, like forgetful death.
Feels never any touch of my desert.
Yet sighs and tears to her I sacrify,
Both from a spotless heart and patient eyes.
Sestina
Lagrime d’ amante al sepolcro dell’ amate (Scipione Agnelli)
I.
Incenerite spoglie, avara tomba,
fatta del mio bel sol, terreno, cielo.
Ahi lasso, i’ vegno ad inchinarvi in terra.
Con voi chius’ è ’l mio cor’ a marmi in seno,
e notte e giorno vive in pianto in foco,
in duolo, in ira il tormentato Glauco.
II.
Ditelo, o fiumi, e voi ch’ udiste Glauco
l’aria ferir di grida in su la tomba,
erme campagne; e ’l san le Ninfe e ’l cielo:
A me fu cibo il duol, bevanda il pianto,
letto, o sasso felice, il tuo bel seno,
poi ch’ il mio ben coprì gèlida terra.
III.
Darà la notte il sol lume alla terra,
splenderà Cintia il dì, prima che Glauco
di baciar, d’ honorar lasci quel seno
che nido fu d’ amor, che dura tomba
preme. Ne sol d’ alti sospir di pianto
pròdighe a lui saran le fere e ’l cielo.
IV.
Ma te raccoglie, o Ninfa, in grembo ’l cielo.
Io per te miro vedova la terra,
deserti i boschi e correr fiumi il pianto,
e Driade e Napee del mesto Glauco
ridicono i lamenti, e su la tomba
cantano i pregi de l’amato seno.
V.
O chiome d’or, neve gentil del seno,
o gigli de la man, ch’ invido il cielo
ne rapì quando chius’ è in cieca tomba,
chi vi nasconde? Ohimè! povera terra.
Il fior d’ogni bellezza, il sol di Glauco
nasconde? Ah muse, qui sgorgate il pianto.
VI.
Dunque, amate reliquie, un mar di pianto
non daran questi lumi al nobil seno
d’un freddo sasso? Ecco, l’afflitto Glauco
fa risonar «Corinna» il mar e ’l cielo.
Dicano i venti ogn’hor, dica la terra:
«Ahi Corinna, ahi morte, ahi tomba!»
Cedano al pianto i detti. Amato seno
a te dia pace il ciel, pace a te, Glauco,
prega honorata tomba e sacra terra.
Tränen des Liebenden am Grab der Geliebten
I.
Zu Asche mein Glück, meine Sonn’, meine Erde,
mein Himmel, grausames Grab! Weh mir, ich
komme, mich zur Erde zu neigen;
mit euch ist mein Herz zu Marmor geworden und
Tage und Nächte lebe ich, Glauco, in glühendem
Schmerz, in Qualen und Pein.
II.
Sagt es, ihr Flüsse, ihr Wüsten und Felder, die ihr
hört meine Klagen am Grab der Geliebten. Die
Nymphen, der Himmel, sie wissen:
Meine Speise war Schmerz und die Träne mein
Trank. Glücklich der Stein, dein Bett, da die eiskalte
Erde deinen schönen Leib bedeckt.
III.
Eher wird die Sonne des Nachts die Erde beschei-
nen und des Mondes Licht den Tag erhellen, eh’
Glauco davon lässt zu ehren, zu lieben,
die ein Hort der Liebe war und nun im finstern
Grabe ruht. Nicht er allein wird seufzen und kla-
gen, Erde und Himmel werden mit ihm weinen.
IV.
Aber du, Nymphe, ruhe im Schoße des Himmels.
Verwaist lässt du die Erde, und die Flüsse sind
Ströme von Tränen.
Driaden und Napeen wehklagen mit dir, o Glauco,
und singen am Grab das Lob der einzig Geliebten.
V.
Goldener Locken Fülle, deine schöne Gestalt,
Lilienhände, vom neidischen Schicksal geraubt,
verschlossen im dunklen Grab. Wer verbirgt euch?
Weh, arme Erde! O Musen! Fließt, ihr Tränen! Die
Blüte aller Schönheit, Glaucos Sonne im Grab
verborgen?
VI.
Geliebte Seele, selbst ein Meer von Tränen kann
deinem edlen Leib unter kaltem Stein nicht das
Licht des Lebens zurückgeben.
Meer und Himmel hallen wider vom Ruf des zu
Tode betrübten Glauco: „Corinna!“ Und die Winde,
die Erde sollen sagen zu jeder Stunde: „Weh Corinna!
Weh Tod! Weh Grab!“
Es weiche der Träne das Wort! Geliebtes Herz:
Gebe der Himmel dir Frieden. Frieden auch dir,
Glauco. Es werde dir ewige Ruh’ in heiliger Erde. (Übersetzung: Fritz Oberst)
Sestina at 3 a. m.
In the imperfect dark
no hope of either love or sleep,
I listen to the wind
and water’s long
bewildering dialogue, under
the common stars.
Tonight the stars
abrade the dark.
If I could under-
stand why you left, then I could sleep.
How long
until you call? No message in the wind,
not in the wind.
Braided with stars
the sky’s long
awning shelters the world. And now the dark—
that first mother of sleep-coaxes:
„go under,
let yourself go under,
let the wind
whisper you to sleep
and the stars
will go out, the dark
surf will rock you in its hammock all night long.“
The night is very long.
Far under
the surface of water, dark fish swim deaf to the wind,
only coral reefs for stars,
no need of sleep.
I want so much to sleep.
It is what I long
for, more than love. I want these tallowed stars snuffed out under
clouds or fog. Why can’t the wind
just blow them out and leave me to the dark?
sleep and sleep... I am going under long and under and wind
and under ... your face... the stars... the dark
Dolcissima mia vita
Dolcissima mia vita,
a che tardate la bramata aita?
Credete forse che’l bel foco ond’ardo
sia per finir perchè torcete’ l guardo?
Ahi, non fia mai che brama il mio desire
o d’amarti o morire.
Süßestes Leben mein,
Warum verzögert Ihr die heiß ersehnte Hilfe?
Glaubt Ihr etwa, das erhabene Feuer, in dem ich brenne,
verlischt, nur weil Ihr den Blick abwendet?
Oh, möge mein Verlangen nie vergehen,
dich zu lieben oder zu sterben.
O amato mio
O amato mio
Quant’è dolce recarsi al(lo) stagno
E immergersi nei flutti davant’ai tuoi occhi
Mostrandoti come la mia veste di lino bagnata si sposa.
Bellezza del mio corpo
Dolcissima mia vita
Vieni, vieni, vieni,
Guardami, guardami!
O mein Geliebter
O mein Geliebter!
Wie süß ist es, sich zum Teich zu begeben /natürlicher: zu gehen/
Und vor Deinen Augen in die Wellen einzutauchen
Und Dir zu zeigen, wie mein durch und durch nasses Leinenkleid sich anschmiegt.
Schönheit meines Körpers,
Süßestes Leben mein,
Komm, komm, komm,
Sieh mich an, sieh mich an! (Übersetzung Edgar Sallager)
Come Away, Come, Sweet Love
Come away, come, sweet love,
The golden morning breaks.
All the earth, all the air
Of love and pleasure speaks.
Teach thine arms then to embrace,
And sweet rosy lips to kiss,
And mix our souls in mutual bliss.
Eyes were made for beauty's grace,
Viewing, rueing love's long pain,
Procur'd by beauty's rude disdain.
Come away, come, sweet love,
The golden morning wastes.
While the sun from his spher
His fierey arrow casts,
Making all the shadows fly,
Playing, staying, in the grove
To entertain the stealth of love:
Thither, sweet love, let us hie,
Flying, dying in desire
Wing'd with sweet hopes and heav'nly fire.
Hier im Wald...
Hier im Wald mit dir zu liegen, moosgebettet, windumatmet,
in das Flüstern, in das Rauschen leise liebe Worte mischend,
öfter aber noch dem Schweigen lange Küsse zugesellend,
unerschöpflich – unersättlich, hingegebne, hingenommne,
ineinander aufgelöste, zeitvergessne, weltvergessne.
Hier im Wald mit dir zu liegen, moosgebettet, windumatmet... (Christian Morgenstern)
Come, Heavy Sleep
Come heavy sleep the image of true death;
And close up these my weary weeping eyes:
Whose spring of tears doth stop my vital breath,
And tears my heart with sorrows sighswoll'n cries:
Come and posses my tired thoughtworn soul,
That living dies, till thou on me be stole.
Come shadow of my end, and shape of rest,
Allied to death, child to his blackfac'd night:
Come thou and charme these rebels in my breast,
Whose waking fancies doe my mind affright.
O come sweet sleep, come or I die for ever,
Come ere my last sleep comes, or come never.