lila  /  90-60-90

Gerhard LAMPERSBERG *1928

Wolfgang LIEBHART *1958

René CLEMENCIC *1928

Mitwirkende:

 

Christa Mäurer (Sopran)

Waltraud Russegger (Mezzosopran)

Michael Nowak (Tenor)

Günter Mattitsch (Bariton/Leitung)

Dietmar Pickl (Bass)

 

Carmen Gaggl (Hackbrett)

Christine Kabath (Gitarre)

Gilbert Sabitzer (Bassklarinette)

 

Programm

 

Gerhard LAMPERSBERG (1928-2002)

Solo e pensoso

(T: Francesco Petrarca)

requiem für meinen vater

(T: Gerhard Lampersberg)

You and I

(T: Hohelied Salomonis)

But Bliss

(T: Gerhard Lampersberg)

 

Wolfgang LIEBHART (*1958)

Go, Crystal Tears

(John Dowland)

De Frembe (UA)

(T: Axel Karner)

a stean (UA)

(T: Axel Karner)

I cried To Dream Again

(T: William Shakespeare)

 

René CLEMENCIC (*1928)

Ash Wednesday

(T: T.S. Eliot)

 

 

Zum Programm

 

Der möglicherweise verwirrende Titel des Programms (LILA 90-60-90) ist schnell und

leicht erklärt: LILA steht für Liebhart und Lampersberg, 90-60-90 für die Geburtstage der

Komponisten (Lampersberg wäre heuer 90 Jahre alt geworden, Liebhart wird im Dezember

60). Der Trias und Symmetrie zuliebe feiern wir in diesem Konzert auch René Clemencic,

der im Februar dieses Jahres 90 Jahre alt geworden ist.

Allen drei Komponisten gemeinsam ist, dass ihre Werke für den Hortus Musicus

geschrieben wurden, der seit seiner Redimensionierung zum Solistenensemble Anfang der

90er-Jahre ca. 170 Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten musizierte.

Auch der heutige Abend bringt zwei Uraufführungen (Vertonungen von Mundartgedichten

Axel Karners durch Wolfgang Liebhart).

 

Gerhard Lampersberg hat ein umfangreiches Werk hinterlassen, das fast alle Genres

abdeckt: Bühnenwerke, Orchesterwerke, Kammermusik für Solostimmen, Klavier- und

Orgelmusik, Vokalmusik, Vokalmusik a cappella. Er ist ein Meister der durchsichtigen

Struktur, die Stille – die Pause – spielt in seiner Musik eine bedeutende Rolle. „Dicke“

Instrumentierung war ihm ein Gräuel. Das Programm wird diese filigrane Komponierweise

hörbar werden lassen.

 

Wolfgang Liebhart

Eigentlich sollten Texte und Musik absolut für sich sprechen, deshalb seien hier nur ein

paar kurze Anmerkungen zu der Figur des Caliban aus Shakespeare’s „The Tempest“ („Der

Sturm“) sowie den anderen Vokalwerken erlaubt. Die Figur des wilden (Wilden) Caliban ist

das Gegenstück zum kultivierten, seine Triebe kontrollierenden Prospero. Diese Dualität

bildet bei Shakespeare keinen unüberwindlichen Widerspruch, sondern Kultur und Natur

stehen sich letztlich ergänzend gegenüber.

In John Dowlands Komposition „Go, Crystal Tears“ werden Tränen der Trauer zum

erhabenen Ausdruck der Hoffnung, die über Verzweiflung siegt. Bilder ganz anderer Art

entstehen durch die Auseinandersetzung mit der Dialektpoesie des Kärntners Axel Karner.

In der Musik manifestieren sich nun diese scheinbaren Gegensätzlichkeiten in

verschiedenen kontrastierenden Ideen. Das Wilde, das Ungezähmte, das Lyrische, das

Nekrophile, das Kalmierende wird durch akzentuierende Akkorde, stehende Akkorde,

Mikrotöne und andere musikalische Techniken ausgedrückt. (Wolfgang Liebhart)

 

René Clemencic legt seiner Komposition einen Ausschnitt des im Jahre 1930 von T.S.

Eliot verfassten Gedichts „Ash-Wednesday“ zu Grunde. Ein Werk, das der amerikanische

Dichter nach seiner Annahme der britischen Staatsbürgerschaft und seinem Konvertieren

zum Anglo-Katholizismus schrieb und in dem sich das lyrische Ich der Umkehr zu einem

sinnvoll sündenfreien Leben besinnt – daher Aschermittwoch – gleichzeitig aber auch als

Tag des memento mori.

 


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