HORTUS MUSICUS
Christa Mäurer
Waltraud Russegger
Michael Nowak
Günter Mattitsch
Dietmar Pickl
Programm
William Byrd Christe qui lux es
(1543-1623)
Thomas Tallis In eieunio et fletu
(1505-1585)
William Byrd Ne irascaris Domine
Thomas Tallis The Lamentation of Jeremiah
John Dowland Come Away
(1563-1626) Go, Chrystal Tears
Come, Heavy Sleep
William Byrd Civitas sancti tui
Thomas Tallis In manus tuas
William Byrd Miserere mei, Deus
Vor 50 Jahren wurde das Ensemble Hortus Musicus in Klagenfurt gegründet und hat innerhalb dieses halben Jahrhunderts manche Veränderung erfahren. Ursprünglich ein gemischter Chor mit über 30 Sänger*innen, verkleinerte er sich zu einem solistischen Vokalensemble von derzeit 5 Sänger*innen.
Waren zu Beginn Werke der Spätgotik und Renaissance im Zentrum der Chorarbeit, trat die zeitgenössische Musik zu Beginn der 80er Jahre immer deutlicher in Erscheinung. Höhepunkt dieser Neuorientierung war die Aufführung der „Volksoper“ von Dieter Kaufmann nach Gert Jonkes Theaterstück „Die Hinterhältigkeit der Windmaschinen“ im Jahr 1984 durch den Hortus Musicus.
Von den Gründungsmitgliedern ist allein Günter Mattitsch im Ensemble geblieben: Bariton, Leiter des Ensembles und Komponist.
Seiner wurde bereits im Mai dieses Jahres mit zwei Konzerten in Klagenfurt und Villach gedacht, mit einem Programm, das ausschließlich aus seinen Werken bestand. Ein geraffter Überblick gleichsam seines kompositorischen Schaffens.
Ebenfalls Überblickscharakter haben die nächsten Konzerte, zeigen sie doch einige musikalischen Schwerpunkte des Ensembles. Im heutigen Programm wird der Meister der englischen Renaissance gedacht: Thomas Tallis und William Byrd mit sakraler, John Dowland mit weltlichen Werken.
Für Oktober ist ein Programm in Vorbereitung, das Claudio Monteverdi gewidmet ist, u.a. mit Highlights Wie „Sestina“ oder „Lamento d’Arianna“.
Das Konzertjahr wird ausklingen mit Musik der Gegenwart, zu der Komponisten, die seit vielen Jahren den Hortus Musicus mit Kompositionen „versorgten“, neue Stücke beitragen werden (Dieter Kaufmann, Wilfried Satke, Wolfgang Liebhart, Burkhard Stangl, Gunter Schneider u.a.m.)
Ein Streichquartett wird einige der Stücke anreichern. Es wird wieder einmal ein Uraufführungsgedränge geben.
Texte
Christe, qui lux es et dies (William Byrd)
Vers 1: Christe, qui lux es et dies, noctis tenebras delegis;
lucisque lumen crederis, lumen beatum praedicans.
Christus, der du Licht und Tag bist, du verdrängst die Finsternis der Nacht,
du wirst Licht des Lichts genannt und verheißest uns das glückliche Licht.
Vers 2: Precamur, sancte Domine, defende nos in hac nocte;
sit nobis in te requies, quietam noctem tribue.
Wir bitten dich, heiliger Herr, beschütze uns in dieser Nacht,
dass wir in dir ruhen und du uns eine ruhige Nacht bescherst.
Vers 3: Ne gravis somnus inruat, nec hostis nos subrupiat,
nec caro illi consentiens nos tibi reos statuat.
Kein schwerer Schlaf soll uns bedrängen, und der Feind möge uns nicht verführen,
nicht möge das Fleisch diesem zustimmen und uns vor dir als Schuldige hinstellen.
Vers 4: Oculi somnum capiant, cor ad te semper vigilet,
dextera tua protegat famulos qui te diligunt.
Die Augen mögen den Schlaf gewinnen, das Herz soll immer für dich wachen,
deine Rechte möge uns schützen, uns Diener, die dich lieben.
Vers 5: Defensor noster aspice, insidiantem reprime;
guberna tuos famulos, quos sanguine ne mercatus es.
Unser Beschützer, blicke auf uns, dränge den zurück, der uns auflauert,
lenke deine Diener, die du mit deinem Blut erkauft hast.
Vers 6: Memento nostri, Domine, in isto gravi corpore;
qui es defensor animae, adesto nobis, Domine. Amen.
Gedenke unser, Herr, in diesem schweren Körper,
der du Beschützer der Seele bist, stehe uns bei, Herr. Amen.
In ieiunio et fletu (Thomas Tallis)
In eiunio fletu orabant sacerdotes: Parce, Domine populo tuo et ne des hereditatem tuam in perditionem:
Inter vestibulum et altare plorabant sacerdotes, dicentes: Parce populo tuo.
Unter Fasten und Klagen haben die Priester gebetet: Verschone, Herr, dein Volk und gib ihm nicht dein Erbe der Zerstörung. Zwischen Vorhof und Altar
klagten die Priester: Verschone, Herr, dein Volk.
Ne irascaris Domine (William Byrd)
Ne irascaris, Domine, satis, et ne ultra memineris, iniquitatis nostrae: Ecce, respice, populus tuus omnes nos.
Herr, zürne nicht allzusehr und gedenke nicht unserer Vergehen. Sieh, Herr, wir alle sind Dein Volk.
The Lamentation of Jeremiah (Thomas Tallis)
Teil 1
Incipit lamentatio Jeremiae prophetae.
ALEPH. Quomodo sedet sola civitas plena populo!
Facta est quasi vidua domina gentium,
princeps provinciarum facta est sub tributo.
BETH. Plorans ploravit in nocte, et lacrimæ eius in maxillis eius:
non est qui consoletur eam, ex omnibus caris eius;
omnes amici eius spreverunt eam, et facti sunt ei inimici.
Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum.
Teil 2
De lamentatione Jeremiae prophetae.
GIMEL. Migravit Juda propter afflictionem, et multitudinem servitutis,
habitavit inter gentes, nec invenit requiem.
DALETH. Omnes persecutores eius apprehenderunt eam inter angustias.
Lugent eo quod non sint qui veniant ad solemnitatem.
Omnes portae eius destructae, sacerdotes eius gementes,
virgines eius squalidae, et ipsa oppressa amaritudine.
HETH. Facti sunt hostes eius in capite; inimici eius locupletati sunt.
Quia Dominus locutus est super eam propter multitudinem iniquitatum eius.
Parvuli eius ducti sunt captivi ante faciem tribulantis.
Jerusalem, Jerusalem, convertere ad Dominum Deum tuum.
Die Klagelieder Jeremias
Teil 1
Es beginnt die Klage des Propheten Jermias.
ALEPH. Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war!
Sie ist wie eine Witwe, die Fürstin unter den Völkern,
und die eine Königin in den Ländern war, muss nun dienen.
BETH. Sie weint des Nachts, dass ihr die Tränen über die Wangen laufen.
Es ist niemand unter all ihren Lieben, der sie tröstet .
Alle ihre Freunde sind ihr untreu und ihre Feinde geworden.
Jerusalem, Jerusalem, wende dich zum Herrn, deinen Gott.
Teil 2
Über die Klage des Propheten Jeremias.
GIMEL. Juda ist ausgewandert wegen Unterdrückung und schwerem Dienst,
es wohnte unter fremden Völkern und findet keine Ruhe.
DALETH. Alle seine Verfolger kommen heran und bedrängen es.
Sie trauern , weil niemand auf ein Fest kommt.
Alle Tore der Stadt stehen verödet, ihre Priester seufzen,
ihre Jungfrauen sind trostlos, und sie ist bedrückt von Bitterkeit.
HETH. Ihre Gegner sind obenauf, die Feinde haben sich bereichert.
Denn der Herr hat über die Stadt Jammer gebracht um ihrer großen Sünden willen.
Ihre Kinder sind gefangen vor dem Feind dahingezogen.
Jerusalem, Jerusalem, wende dich zum Herrn, deinen Gott.
Come Away, Come, Sweet Love (John Dowland)
Come away, come, sweet love,
The golden morning breaks.
All the earth, all the air
Of love and pleasure speaks.
Teach thine arms then to embrace,
And sweet rosy lips to kiss,
And mix our souls in mutual bliss.
Eyes were made for beauty's grace,
Viewing, rueing love's long pain,
Procur'd by beauty's rude disdain.
Come away, come, sweet love,
The golden morning wastes.
While the sun from his spher
His fierey arrow casts,
Making all the shadows fly,
Playing, staying, in the grove
To entertain the stealth of love:
Thither, sweet love, let us hie,
Flying, dying in desire
Wing'd with sweet hopes and heav'nly fire.
Komm hinfort, komm, süße Geliebte,
Der goldene Morgen bricht an,
Alles auf Erden und in den Lüften
Spricht von Liebe und Vergnügen.
Lehre dann deine Arme zu umarmen,
Und zu küssen süß rosige Lippen
Und verbind unsere Seelen in gemeinsamer Glückseligkeit.
Augen, gemacht für die Anmut der Schönheit,
Sehend, bereuend den langen Schmerz der Liebe,
Bewirkt durch grobe Verachtung der Schönheit
Komm hinfort, süße Geliebte,
Der goldene Morgen vergeht
Während der Sonne Kugel
Ihre feurigen Pfeile wirft
Und all die Schatten fliegen lässt.
Spielend, im Gehölz verweilend
Um die geheimen Liebenden zu ergötzen.
Dorthin, süße Geliebte, lass uns eilen,
Fliegend, sterbend vor Verlangen
Beflügelt von süßem Hoffen und himmlischem Feuer. (Übersetzung: Barbara Höller)
Go, Crystal Tears (John Dowland)
Go, Crystal Tears,like to the morning show'rs,
And sweetly weep into thy lady's breast.
And as the dews revive the drooping flow'rs,
So let her drops of pity be address'd,
To quicken up the thoughts of my desert,
Which sleeps too sound, whilst I from her depart.
Haste, hapless sighs, and let your burning breath
Dissolve the ice of her indurate heart,
Whose frozen rigour, like forgetful death.
Feels never any touch of my desert.
Yet sighs and tears to her I sacrify,
Both from a spotless heart and patient eyes.
Geht, kristallene Tränen wie Morgenregen
Und weinet süß an der Brust der Geliebten.
Und wie der Tau die kraftlosen Blumen wieder belebt,
So lass die Tropfen des Mitleids ihr Ziel erreichen,
Um die Gedanken meiner Einsamkeit wieder zu beseelen,
Die zu fest schläft, während ich von ihr gehe.
Eilt, glücklose Seufzer, und lasst mit eurem brennenden Atem
Das Eis ihres harten Herzens schmelzen,
Dessen gefrorene Strenge, wie der vergessliche Tod,
Niemals eine Spur meines Verlassenseins fühlt.
Ihr opfere ich dennoch Seufzer und Tränen
Aus reinem Herzen, mit geduldigen Augen.
Come, Heavy Sleep (John Dowland)
Come heavy sleep the image of true death;
And close up these my weary weeping eyes:
Whose spring of tears doth stop my vital breath,
And tears my heart with sorrows sighswoll'n cries:
Come and posses my tired thoughtworn soul,
That living dies, till thou on me be stole.
Come shadow of my end, and shape of rest,
Allied to death, child to his blackfac'd night:
Come thou and charme these rebels in my breast,
Whose waking fancies doe my mind affright.
O come sweet sleep, come or I die for ever,
Come ere my last sleep comes, or come never.
Komm schwerer Schlaf, das Bild wahren Todes
Und schließe diese meine erschöpften weinenden Augen:
Deren Tränenflut meinen kräftigen Atem unterbricht,
Und Tränen mein von Kummer geblähtes Herz schluchzen lassen.
Komm und lege Dich auf meine mit müden Gedanken beladene Seele
Damit das Erlebte stirbt bis es über mir entwichen sein wird.
Komm Schatten meines Endes und Gestalt der Ruhe,
Gebunden an den Tod, Kind dieser schwarzgesichtigen Nacht.
Komm und lindere diesen Aufruhr in meiner Brust,
Dessen erweckte Phantasien meinen Geist erschüttern.
O komm süßer Schlaf oder ich sterbe für immer,
Komm, bevor mein letzter Schlaf kommt, oder komme nie.
Civitas sancti tui (William Byrd)
Civitas sancti tui, facta est deserta. Sion deserta est. Jerusalem desolata est
Deine heilige Stadt ist verödet, Zion ist verödet, Jerusalem ist zerstört.
In manus tuas (Thomas Tallis)
In manus tuas, Domine, commendo spiritum meum: Redemisti me Domine, Deus veritatis.
In Deine Hände, Herr, empfehle ich meinen Geist, erlöse mich, Herr, Du Gott der Wahrheit.
Miserere mei, Deus (William Byrd)
Miserere mei, Deus,
secundum magnam misericordiam tuam;
et secundum multitudinem miserationum tuarum
dele iniquitatem meam.
Erbarme dich meiner, Gott,
gemäß deiner großen Barmherzigkeit;
und gemäß deiner großen Menge an Mitgefühl,
zerstöre meine Ungerechtigkeit.