Aufzeichnungen aus einem irrenhaus

Christine lavant / Dieter kaufmann

Uraufführung durch den Hortus Musicus

 

Dieter Kaufmann nimmt Fragmente aus der Prosaschrift „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ von Christine Lavant als Textvorlage für sein abendfüllendes Opus. Das literarische Werk aus dem Jahr 1946 ist die Aufarbeitung eines freiwilligen sechswöchigen Aufenthalts von Christine Lavant in der „Landes-Irrenanstalt“ von Klagenfurt im Jahr 1935 entstanden. In bedrückenden, peinigenden Bildern reiht sie darin episodenhaft Geschehnisse aneinander. Ihre Ängste, Sehnsüchte, Hoffnungen und Glaubenszweifel sind eingebettet in den Alltag der Mitpatientinnen, Besucher, Schwestern, Ärzte und Gerichtspsychiater. Die Komposition ist für 5 Stimmen a cppella geschrieben, verbunden und unterbrochen durch gesprochene Textpassagen. Der zweite Teil wird zusätzlich semi-szenisch dargestellt, wobei den einzelnen Stimmen Rollen und Funktonen aus Lavants Werk zugeordnet werden („Schwester“, „Ich“, „Erzähler“, „Primarius“, „Gerichtspsychiater“). Der dritte Teil besteht aus einer elektroakustischen Zuspielung, angereichert durch eine Videoinstallation und einer weiteren Stimme als dramaturgisches Element.

 

Christine Lavants „Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ entstehen 1946. Ihr damaliger Verleger ist begeistert, nur wünscht er sich einen „frommen Schluss“. Diesen Wunsch kann Christine Lavant nicht entsprechen. 1951 interessiert sich die Übersetzerin Nora Wydenbruck für den Text und überträgt ihn ins Englische. Sie erstellt davon auch eine Funkerzählung, die von der BBC gesendet wird. 1958 aber beschließt die Autorin aus Angst vor den persönlichen Konsequenzen einer Publikation: „Die Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus dürfen nicht gedruckt werden.“ Sie bittet Nora Wydenbruck, ihr das Original zurückzuschicken, nur hat diese es offenbar nicht getan. Im Nachlass der Übersetzerin blieb das vermutlich einzige Exemplar des Textes erhalten, was erst kürzlich bekannt wurde.

 

„Aufzeichnungen aus einem Irrenhaus“ ist die literarische Studie eines freiwilligen Aufenthalts in einer „Irren-Anstalt“. In Bildern, denen man sich schwer entziehen kann, schildert die Ich-Erzählerin Bewusstseins- und Unterbesusstseinszustände von Insassinnen, Personal, BesucherInnen und sich selbst. Die Grenze zwischen „normal“ und „unnormal“ oder „krank“ verschwimmt. Selten hat jemand so über die Abgründe von Psyche und Psychiatrie zu schreiben vermocht, selten ist jemand so unbedingt und schonungslos auf das eigene Leben zugegangen.

Mitwirkende 

Christa Mäurer  Sopran – „Schwester“

Waltraud Russegger  Mezzosopran – „Ich“

Michael Nowak  Tenor – „Erzähler“

Günter Mattitsch  Bariton – „Primarius“

Dietmar Pickl  Bass – „Gerichtspsychiater

 

Gunda König  Stimme

Ulrich Kaufmann  Video

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